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Schloss Schermcke - Ein Zeuge vergangener Zeiten

Von der ersten Erwähnung im 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart – Die wechselvolle Geschichte eines historischen Anwesens

Die Ursprünge: Die Herren von Schermcke und die mittelalterliche Burg

Schloss Schermcke, das heute als eindrucksvolles Bauwerk im Magdeburger Bördeland steht, ist ein Ort von großer historischer Bedeutung. Die Geschichte dieses Anwesens reicht weit zurück ins Mittelalter und ist eng mit der Geschichte des Dorfes Schermcke sowie mit bedeutenden Adelsgeschlechtern der Region verknüpft.

Die Ursprünge des Anwesens in Schermcke gehen auf das 12. Jahrhundert zurück, als das Gut im Besitz der Herren von Schermcke war, einem lokalen Adelsgeschlecht. Diese Edlen von Schermcke spielten eine bedeutende Rolle in der Region, und ihr Einfluss ist in zahlreichen historischen Dokumenten und Überlieferungen belegt.

Eine der herausragenden Persönlichkeiten aus dieser Zeit ist Gero von Schermbke. Gero wurde 1160 zum Bischof von Halberstadt ernannt, eine Position, die er bis 1177 innehatte. Seine Amtszeit fiel in eine turbulente Zeit der Kirchenpolitik, bekannt als das Schisma von Halberstadt. Gero war ein mächtiger Kirchenfürst, dessen Einfluss weit über die Grenzen der Region hinausreichte.

Obwohl es in der historischen Forschung unterschiedliche Meinungen über seine genaue Herkunft gibt, wird Gero oft mit den Edlen von Schermcke in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass er zur Familie der Edelherren von Schochwitz gehörte, die möglicherweise in den späteren Edlen von Schermcke fortlebten. Diese Koinzidenz wird durch das Auftreten der Herren von Schermcke im Jahr 1184 und das Verschwinden der Edelherren von Schochwitz im Jahr 1185 unterstrichen.

Die ursprüngliche Burg, die auf dem Anwesen in Schermcke stand, wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. Diese Burg diente sowohl als Wohnsitz der Adelsfamilie als auch als Festung, die die umliegenden Ländereien schützte. Im Jahr 1373 ging der Besitz des Anwesens an die Herren von Asseburg über, eine bedeutende Adelsfamilie, die das Gut über mehrere Jahrhunderte hinweg prägte. Im Jahr 1511 erfolgte ein umfangreicher Neubau der Burg, die zu einer imposanten vierflügeligen Anlage ausgebaut wurde. Diese Burg bildete bis ins 18. Jahrhundert das Zentrum des Anwesens und diente als Herrschaftssitz.


Das 19. Jahrhundert: Der Niedergang und die Familie Strauss

Im 19. Jahrhundert befand sich das Gut Schermcke in einem schlechten Zustand. Die einst prächtige Burg war verfallen, und das Anwesen wurde von der Familie Strauss verwaltet. Diese richtete auf dem Gelände einen Gutshof mit Stallungen, Nutzgebäuden und einem Park ein. Der Gutshof diente weiterhin landwirtschaftlichen Zwecken und war ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft.






Der Bau des Schlosses: Ernst Wrede und Bernhard Sehring

Der entscheidende Wendepunkt in der Geschichte des Anwesens kam im Jahr 1900, als der Berliner Amtsrat Ernst Wrede das Gut Schermcke erwarb. Wrede erkannte das Potenzial des Anwesens und beschloss, es zu einem repräsentativen Schloss umzubauen. Er beauftragte den renommierten Architekten Bernhard Sehring mit der Planung und dem Bau des neuen Schlosses.

Sehring, bekannt für seine anspruchsvollen und kunstvollen Entwürfe, schuf ein einzigartiges Bauwerk, das auf den Grundmauern des alten Gutshauses errichtet wurde. Zwischen 1900 und 1902 entstand das Schloss Schermcke, das sich durch seine stilistische Vielfalt und architektonische Raffinesse auszeichnet. Das Schloss verband verschiedene architektonische Stile und war ein Ausdruck des Wohlstands und der kultivierten Lebensweise der damaligen Zeit.

Das neue Schloss Schermcke war von einem prächtigen Park umgeben, der durch Buchsbaumpyramiden und steinerne Schalen auf Sockeln geprägt war. Diese Gestaltungselemente unterstrichen den repräsentativen Charakter des Anwesens und machten es zu einem der bedeutendsten Schlösser in der Region.

Das 20. Jahrhundert: Veränderungen und Herausforderungen

Im Laufe des 20. Jahrhunderts durchlief das Schloss zahlreiche Veränderungen. Im Jahr 1922 wurde der Gutshof mit Schloss an die Zuckerrübenfabrik in Klein Wanzleben verkauft, was zu einem Wandel in der Nutzung des Anwesens führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von russischen Offizieren besetzt, und in der DDR-Zeit diente es verschiedenen öffentlichen Zwecken. Es war Gemeindebüro, Kindergarten, Küche des VEB Seehausen und Wohnhaus.

Die Umbauten in den 1970er Jahren, insbesondere die Einfügung von Dachfenstern, veränderten das Erscheinungsbild des Schlosses und trugen zum Verlust seines ursprünglichen Charmes bei. In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Schloss zunehmend, und es stand lange Zeit leer.

Die Zukunft des Schlosses: Verkauf und mögliche Wiederbelebung

Seit 1996 befindet sich das Schloss Schermcke in Privatbesitz. In den letzten Jahren wurde das Anwesen zum Verkauf angeboten, und es gibt Hinweise darauf, dass ein neuer Eigentümer möglicherweise bereits gefunden wurde. Der neue Besitzer hat möglicherweise Pläne, das Schloss zu sanieren und wiederzubeleben, was die Hoffnung weckt, dass das Anwesen eines Tages wieder in neuem Glanz erstrahlen könnte.

Die zukünftige Nutzung des Schlosses bleibt jedoch spannend und ungewiss. Sollte das Schloss erfolgreich saniert werden, könnte es zu einem kulturellen oder privaten Highlight der Region werden. Die Geschichte und der architektonische Wert des Schlosses machen es zu einem bedeutsamen Teil des regionalen Erbes.

Zeitzeuge

Diese historische Münze zeigt eine Darstellung des Heiligen Stephanus über einem Torgebäude. Im Bogen des Torgebäudes ist ein Brustbild des Bischofs Gero von Schermcke zu sehen, der mit einem Krummstab und einem Palmzweig dargestellt ist. Umgeben ist die Szenerie von einem Schriftkreis, der die Bedeutung und Herkunft der Münze hervorhebt. Diese Münze stammt aus der Zeit Geros, der von 1160 bis 1177 Bischof von Halberstadt war, und symbolisiert seine geistliche und weltliche Autorität.

Schloss Schermcke

Das Foto zeigt das Schloss Schermcke mit der ursprüngliche Dachkonstruktion, wie sie vor den Umbauten in den 1970er Jahren existierte. Deutlich erkennbar sind die originalen Dachfenster, die sich harmonisch in die Architektur des Gebäudes einfügten und den eleganten Charakter des Schlosses unterstrichen. Die handwerklich gefertigte Dachkonstruktion zeugt von der hohen Baukunst der Zeit, in der das Schloss errichtet wurde. Diese ursprünglichen Elemente gaben dem Schloss sein charakteristisches Erscheinungsbild, das durch spätere Umbauten stark verändert wurde.

Vergängliche Pracht

Leider nagt der Zahn der Zeit am Schloss Schermcke, und der Verfall ist unübersehbar. Nach den Umbauten am Dach in den 1970er Jahren hat das Gebäude viel von seiner einstigen Pracht verloren. Die einst prächtige Fassade zeigt heute deutliche Spuren der Verwahrlosung, und die Fensterrahmen sind beschädigt. Sollte sich kein Retter finden, der das Schloss vor dem weiteren Verfall bewahrt, wird die Zeit den Rest erledigen.